DAS BUCH DER DINGE
„In unserem Buch geht es um Dinge, die wir lieben und die uns wichtig sind!“ – Soweit sind sich alle 15 Kinder des Projekts Druckgrafik an der Friedensburg-Oberschule einig. Einige erklären noch genauer: „Dinge, die uns viel bedeuten, sind in diesem Buch festgehalten. Es sind Dinge, die viele Erinnerungen tragen.“ – „Es geht um Gegenstände, die uns schon lange etwas bedeuten und um etwas, das aus unserer Heimat wichtig ist.“ – „In diesem Buch stehen persönliche Sachen. Zu jedem Gegenstand gibt es eine Geschichte…“–– „Wir haben sie alle selbst gemalt und gedruckt.“
Was sind das für Gegenstände, die den Mädchen und Jungen der Jahrgangsstufe 7 so viel bedeuten? Zum ersten Projekttermin bringt jeder einen Gegenstand mit und berichtet, welche besondere Geschichte ihn damit verbindet. Freundschaftsketten, Talismane, Glückssteine und Stofftiere kommen zum Vorschein, sogar ein Salzkristall aus dem Toten Meer. Die meisten Gegenstände haben eine Verbindung zu einer wichtigen Person im Leben der Kinder – der besten Freundin, der Mutter, dem Vater oder der Oma. Andere erzählen vom entfernten Heimatland oder repräsentieren besondere Interessen.
Wie sehr diese leblosen Gegenstände mit Privatem erfüllt sind, zeigt sich am Ende der gemeinsamen Arbeitszeit, als über die Präsentation des entstandenen Leporellos nachgedacht wird: Aufregung erfasst die Gruppe, präsentieren wollen die Kinder nur in der Anonymität, zu intim sind ihnen die Inhalte für die Öffentlichkeit.
Zögernd willigen sie schließlich ein, die Parallelklasse zum Abschlusstermin einzuladen und geben dann sogar eine Lesung ihrer Texte. Die Kollegen reagieren mit Applaus und Hochachtung für ihre Offenheit : „Toll, daß ihr so ehrlich seid – ich hätte mich nie getraut, von meinem Stofftier zu erzählen!“
So steht dann auch der geplanten Ausstellung in der Ingeborg-Drewitz-Bibliothek in Steglitz nichts mehr im Wege, die von den Kinder selbst in den Schauvitrinen aufgebaut wird.
Für das Buch der Dinge haben gezeichnet, getextet, die Motive in Linol geschnitten, die Titel mit typografischem Handsatz gesetzt und schließlich die Buchseiten im Siebdruckverfahren und an der Handhebelpresse selbständig gedruckt:
BERLINA, BEYZA, BERKAY, CHARMAINE, CLAUDIA, DANA, ELSA, EMINE, GARY, HUSEYN, JENNY, LEON, MOHAMED, SARA und TAMARA
Das Projekt entstand an der Friedensburg-Oberschule Berlin unter der Leitung von Miriam Zegrer mit der betreuenden Lehrerin Ina Schermuly im Rahmen des Programms Kulturagenten für kreative Schulen.
Berlin, Oktober 2012 – Januar 2013