ME, MYSELF & I – Selbstbildnisse I

Mitte Februar trafen im Kunstraum des Neuköllner Albrecht Dürer Gymnasiums 22 Kinder der Klassenstufen 5, 6 und 7 zusammen, um sich unter dem Titel „Identitätsforschung und Druckgrafik“ mit ihrem Selbst und dem ihres Gegenübers auseinanderzusetzen, wie es vor ihnen fast jeder Künstler auch getan hat. Auf dem Tisch in der Mitte der ersten Versammlung finden sich Selbstbildnisse aus 500 Jahren Kunstgeschichte und werden diskutiert: „Traurig sieht die Frau aus“, sagt jemand zu Frida Kahlos zahlreichen Selbstporträts, „Warum malt sie sich als Tier?“ Weniger Gefallen finden die Füße Adolf Menzels, lange wird über Felix Nussbaum gesprochen, dessen im Exil entstandene Selbstporträts Not und Angst der antisemitischen Verfolgung fühlbar machen. Schnell ist allen klar: Ein Selbstporträt ist nicht nur bloßes Abbild eines Menschen, sondern immer auch eine Geschichte.

In den nächsten Wochen wird mit Kohle, Graphit, Tusche und Spiegel sowohl das eigene Gesicht als auch das der Kollegen untersucht und gezeichnet:  Wie sehe ich mich selbst, wie porträtiert mich ein Anderer? Mit welchen für mich typischen Insignien statte ich mein Bild aus, mit welchen zeichnet mich ein Anderer? Wäre ich ein Tier, welches wäre ich dann? Für Noah ist das gleich ganz klar: Ein Superengel, denn „die können fliegen und kennen Gott“, Shimon orientiert sich am Schattenwurf expressionistischer Holzschnitte und stellt sich als Zeichner dar, Batul zeigt sich in ihrem Wunschberuf als Ärztin, in Thadshaginis Porträt findet man das Hinduzeichen und Benedikt wird ein Löwe, denn „der ist stark, angesehen und schnell“.

Jedes Kind schneidet sein Porträt in Linol und druckt es an der Kniehebelpresse bei einem Besuch im DruckAtelier. Die Fremdporträts, die zeichnerischen Übungen und biografischen Texte werden in gemeinsamen Seiten montiert und im Siebdruckverfahren zu Buchseiten verarbeitet, mit typografischen Lettern werden per Hand Überschriften und Titelseiten gesetzt.

Nach über zehn Wochen ist es soweit: Zwei 4 und 6m lange Leporellos können in je 5facher Auflage gefaltet und gebunden werden: SELBSTBILDNISSE I und II.  Daran mitgearbeitet haben:

ALICE, BATUL, BENEDIKT, CHIARA, CIRIN, EDDY, EMILIO, HANNAH, THADSAGHINI, JOHANNA, LARA, LEYLA, LYNN, MATHEO, MERNA, NOAH, POLLOB, ROSCHONARA, SALIM, SANJA, SHIMON und SIMONE.

Das zweite Leporello enthält längere biografische Texte und ist zu besichtigen unter: ME, MYSELF & I – Selbstbildnisse II

ME, MYSELF & I – SELBSTBILDNISSE I und II entstand unter der Leitung von Miriam Zegrer und Henriette Dushe und wurde gefördert von: